Eine Person – eine Sprache. Diesen Grundpfeiler der mehrsprachigen Erziehung kennen die meisten binationalen Paare. Doch was passiert, wenn sich einer nicht daran hält?
Im Grunde genommen bin ich ein Desaster. Zumindest, wenn es darum geht, Regeln einzuhalten. Nehmen wir nur einmal meinen Wunsch, ein ideales sprachliches Umfeld für meine Kinder zu schaffen. Immer nah dran, aber immer voll daneben.
Ich wechsele zwischen Spanisch und Deutsch, unseren beiden Familiensprachen, wann immer mir gerade da nach ist: Einfach so – ohne groß zu überlegen. Ich spreche meine Kinder auf Spanisch an, wenn ich gerade mal wieder verhindern will, dass mich meine lieben Mitmenschen verstehen. Weil ich mich über einen rücksichtslosen Radfahrer oder über die legendäre Unfreundlichkeit der Berliner aufrege oder weil mir einfach gerade danach ist.
Aber zum Glück gibt es da noch meinen Mann: Ein echter Regelbefolger mit Familiensinn. Bis heute ist wohl kein Tag in dem Leben unserer Kinder vergangen, an dem er das wichtigste Grundprinzip einer mehrsprachigen Erziehung nicht beachtet hat: “Eine Person – eine Sprache.“
Die “Eine Person – eine Sprache” – Regel
Diese Strategie existiert wahrscheinlich schon seit Menschen verschiedener Sprachgruppen Familien gründen. Also sehr lange. Aber Anfang des letzten Jahrhunderts bekam sie dann auch einen Namen. Nämlich als der kleine Louis in die Familie Ronjat hineingeboren wurde. Jules Ronjat war ein französischer Linguist mit einer deutschen Frau – die beiden lebten in Frankreich und wollten ihren Sohn zweisprachig erziehen. Also bat Jules seinen Kollegen Maurice Grammont, der zum Thema Sprachentwicklung forschte, um Rat.
Grammont riet seinem Freund Ronjat, dass jeder Elternteil mit dem Kind ausschließlich seine eigene Muttersprache sprechen solle. So könnte das Kind jede Sprache mit einer Person verbinden und auch die beiden Sprachsysteme unterscheiden. Bis heute gilt diese Regel zweifellos als “best practice“ in der mehrsprachigen Erziehung. Was nicht heißt, dass binationale Familien nicht auch Probleme damit haben. In meinem Freundeskreis beklagen sich immer wieder Mütter wie Väter darüber, dass gerade ältere Kinder rein gar nichts von dieser Regel halten. Und ihren Eltern entweder überhaupt nicht oder auf der jeweils anderen Sprache antworten.
Irgendwie beruhigt mich das. Auch binationale Eltern sind schließlich weit davon entfernt perfekt zu sein und Regeln sind manchmal eben auch nicht alles. Vielleicht stimmt es ja auch, dass unsere Kinder lernen müssen, ihre Sprachwahl an ihre jeweilige Lebenssituation anzupassen: An der Supermarkt-Kasse, in der überfüllten Straßenbahn oder beim Spicken während der Mathearbeit.
Gabi,
Me gusta mucho leerte 🙂
Que bueno que existe tu blog!! ??