La Familia

Bilinguale Schulen: Say it in English, please!

Englischsprachiger Unterricht wird immer beliebter. Eine Expertin für Mehrsprachigkeit über die Vor- und Nachteile von bilingualen Schulen.

“How are you?“, “What’s your name?“ – jeder Viertklässler spricht heutzutage zumindest ein paar Brocken Englisch. Und nicht nur das: Studien haben ergeben, dass die allermeisten Grundschüler mit dem Englischunterricht zufrieden sind und ihn sogar als “cool” empfinden.

Zu wenig Englischunterricht und keine Mindeststandards

Nichtsdestotrotz zweifeln viele Eltern und Experten am Erfolg des Englischunterrichtes in der Grundschule. Warum ist das so? Fakt ist, dass die üblichen zwei Stunden Englischunterricht in der Woche in der Regel nur wenig effektiv sind. Die Folge: Das Englischlernen der ABC-Schützen bringt in der Regel weniger, als Mütter und Väter sich erhoffen. Hinzu kommt, dass es für den Englischunterricht in der Grundschule bis heute keine Mindeststandards gibt.

Gerade in Berlin unterrichten im Fach Englisch immer mehr fachfremde Lehrer, die zwar über die nötige pädagogische Ausbildung verfügen, Englisch aber nicht studiert haben. Mit der Folge, dass die Englischkenntnisse unserer Grundschüler teilweise stark voneinander abweichen. Das stellt Lehrer an weiterführenden Schulen vor die Herausforderung, Kinder mit unterschiedlichen Lernerfahrungen im Englischunterricht auf einen einheitlichen Standard zu bringen. Und gerade leistungsschwache Schüler verlieren an dieser Stelle nicht selten den Anschluss.

Englisch praktisch “nebenher“ lernen

Eine immer beliebter werdende Alternative zum herkömmlichen Vokabeln Pauken in der Grundschule ist das sogenannte Sprachbad oder die Immersionsmethode der bilingualen Schulen. Hier sollen Schüler Englisch praktisch “nebenher“ erlernen. Die Sprachtherapeutin und Expertin für Mehrsprachigkeit Dunja Pavlovic: “Die Immersionsmethode im Unterricht bildet die natürlichste Art des kindlichen Spracherwerbs nach. Denn die lehrende Person spricht ausschließlich in einer Sprache, ohne etwas zu übersetzen.“ An bilingualen Schulen wird die Trennung der Sprachen konsequent eingehalten. “Das Kind hört den Unterrichtsstoff ausschließlich auf einer Fremdsprache und muß sich die Bedeutung vieler Wörter durch den Zusammenhang selbst erschließen“, so Pavlovic.

Dabei folgen Immersionsschulen dem regulären Lehrplan. Die Fremdsprache wird genutzt, um bestimmte Teile des Lehrstoffs an die Schüler zu vermitteln. Pavlovic glaubt, dass diese Methode die Eigenmotivation der Kinder zu lernen ohne jeglichen Druck und ohne Überforderung fördert: “Grundschulkinder, die an immersivem Unterricht teilnehmen, zeigen nachweisbar länger Interesse daran, als gleichaltrige Kinder, die eine Fremdsprache mit klassischem zweisprachigem Vokabel üben erlernen.“

Modellversuch in Bayern

In Bayern läuft hierzu gerade ein Modellversuch – 21 Grundschulen unterrichten zweisprachig: Deutsch und Englisch, von der ersten Klasse an. Heiner Böttger, Professor für Englischdidaktik an der KU Eichstätt, will die Ergebnisse dieser Studie im April vorstellen.

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, zeichnet sich aber bereits heute eine Tendenz ab: “Eine zusätzliche Fremdsprache ist für das Gehirn wie Muskeltraining”, sagte Böttger gegenüber der SZ. In Mathe erzielten die bilingual unterrichteten Kinder eindeutig bessere Ergebnisse, in Deutsch mindestens gleich gute.

Die Nachteile von bilingualen Schulen

Das klingt gut – aber was spricht eigentlich dagegen, sein Kind auf eine bilinguale Schule zu schicken? “Sprachwissenschaftler haben herausgefunden, dass Kinder, deren Muttersprache noch nicht gefestigt genug ist, mit der Immersion manchmal überfordert sind“, sagt Dunja Pavlovic. Dann erlernen Kinder die neue Sprache mit vielen Defiziten, so Pavlovic, und haben gleichzeitig noch mehr Probleme in ihrer Muttersprache. Experten sprechen auch von der sogenannten doppelten Halbsprachigkeit.

Außerdem sind die meisten Immersionsschulen leider immer noch Schulen in freier Trägerschaft – also Privatschulen. Diese Internationalen Schulen lassen sich ihren Lernluxus mit monatlichen Beiträgen um die 1000 Euro oft anständig bezahlen. Aber nicht alle Eltern, die sich angesichts der zunehmenden Bedeutung von Fremdsprachen in der globalisierten Welt einen mehrsprachigen Unterricht wünschen, sind auch in der Lage, so ein Schulgeld aufzubringen.

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