Als Kampftag war der Frauentag ursprünglich gedacht – doch unsere Töchter sehen das vielfach schon anders. Und ließen es sich an diesem Tag einfach mal so richtig gut gehen.
Der 8. März steht für den Kampf für die Gleichberechtigung und die Errungenschaft des Frauen-Wahlrechts – meine Tochter hat in diesem Jahr den Weltfrauentag mit einer Pyjama-Party gefeiert. Richtig so, denke ich und werde auf einmal neidisch: Wir Frauen müssen wieder mehr ins Gespräch kommen. Und das tun, was wir besonders gut können: Reden! Trifft man sich zum Frühstück, Mittagessen oder Kaffeeklatsch, so ist das doch immer ein zeitlich sehr begrenztes Vergnügen. Warum also nicht einfach den Abend ausschleichen lassen und endlich mal wieder bei einer Freundin übernachten?
Drei Freundinnen und drei Tüten Chips
Meine Tochter hat es mir in diesem Jahr vorgemacht: Drei Freundinnen, drei Tüten Chips, ein Fernsehabend auf der Couch und danach die halbe Nacht reden. Pyjama-Parties erinnern viele an ihre Kindheit – doch vielleicht ist das auch etwas für die Großen? Ich glaube – ja. Dabei kommt es überhaupt nicht darauf an, wer die Gastgeberin ist. Was zählt, ist die gemeinsame Zeit. Die goldene Regel jeder Pyjama-Party: Einschlafen darf man erst, wenn irgendwer aufhört zu reden. Meine Tochter übernachtet am liebsten in ihrem vertrauten Bett und lädt sich ihre Freundinnen nach Hause ein. So ist sie die Hausherrin, hat einen festen Schlafplatz, keine fremd riechende Bettdecke und weiß genau, wo am nächsten Morgen das Schoko-Müsli zu finden ist.
Solche Parties beruhigen mich irgendwie, denn sie erinnern mich an früher. Bis ins Teenageralter habe ich dauernd bei Freundinnen geschlafen. Wir hatten so viel gemeinsam, so viel zu bereden. Die Tage waren einfach zu kurz dafür. Über Herzschmerz-Probleme könnte man am besten reden, wenn das Licht gelöscht wurde. Und über alles andere auch. Dann redete man die halbe Nacht und war dabei schon gespannt, wer am nächsten Morgen als erstes wach ist und die anderen aufwecken könnte.
Pyjama-Parties sind nichts für erwachsene Frauen
Heutzutage geht man als erwachsene Frau nach einer Einladung immer brav nach Hause. Und niemand würde im Anschluss an das letzte Glas Rotwein auf die Idee kommen, mit Zahnbürste und Schlafanzug bewaffnet im Badezimmer der Gastgeber zu verschwinden. Um es sich danach mit dem eigens mitgebrachten Schlafsack auf der Wohnzimmercouch bequem zu machen.
Nein, wir sind viel zu alt für so etwas. Frauen über 40 übernachten nicht mehr bei Freunden, es sei denn man besucht sich über das Wochenende in einer anderen Stadt. Und obwohl die Kinder vielleicht schon etwas größer sind und der Papa sich sowieso einmal locker alleine kümmern könnte, schneiden wir den gemeinsamen Abend nach hinten ab. Aus Höflichkeit gehen wir nach Hause. Oder vielleicht aus Sorge, die Gastgeber würde einen zum Bleiben drängen, obwohl sie selber müde sind.
Bei einer Pyjama-Party muss niemand gehen, wenn es am schönsten ist. Man kann sich hinlegen. Und noch ein bißchen murmeln, bis einem die Augen zufallen. Übernachtungsparties sind magische, gemeinschaftliche Ereignisse. Frauen sollten einfach wieder mehr miteinander reden – nicht nur am Frauentag.