La Familia

Internet & Co.: Wie Regeln Nerven sparen

Wieviel Zeit Kinder vor dem Bildschirm verbringen dürfen, das handeln viele Eltern täglich neu aus. Warum eigentlich?

Wenn die Kinder klein sind, ist das Thema Medienerziehung ein Klacks: “Nach den Kindernachrichten, schalten wir den Fernseher aus und du kannst Zähne putzen gehen. Dann geht’s ins Bett“, höre ich mich heute noch sagen.

Hahaha – so einfach ist Medienerziehung schon lange nicht mehr. Kika ist “out“ und die Videoflut auf Youtube ist endlos und immer aktivierbar. Kinder unterhalten sich mit “Let’s plays“, “Challenges“, “Vlogs“ oder “Comedy Videos“ und zwischendurch piept das Handy: Eine neue Nachricht im Klassenchat. In der Schule wurde die gute alte Schultafel vielerorts durch ein interaktives Whiteboard ersetzt. Die unterschiedlichsten Medien gehören auch für unsere Kinder längst zum Alltag und sind allgegenwärtig. Kindheit ist heute eben immer auch eine Medienkindheit.

Medienerziehung wird gerne aufgeschoben

Das macht vielen Eltern Angst. Nicht wenige von uns sind schließlich noch mit drei Fernsehprogrammen, einem Drehscheiben-Telefon und einer schlecht klingenden Stereoanlage groß geworden. Eigentlich stammen wir also aus einer völlig anderen Welt. Unsere Kinder, hingegen, sind die wahren Digital Natives (und deshalb schäme ich mich auch nicht zuzugeben, dass sich mein 9-jähriger Sohn schon heute besser mit unserer Fernbedienung auskennt als ich). Kein Wunder, könnte man eigentlich sagen. Schließlich wächst unserer Nachwuchs in einer häuslichen Umgebung auf, die eine – im Vergleich zu einer gar nicht so weit zurück liegenden Vergangenheit – riesige Medienausstattung aufweist.

Höchste Zeit sich endlich einmal mit dem Thema Medienerziehung zu beschäftigen – denken viele deshalb. Aber immer wieder kommt uns Eltern irgendetwas etwas dazwischen. Zum Beispiel die Grippezeit: Plötzlich liegen die Kinder mit Fieber und Husten im Bett. Das wollen wir ihnen ohne ein digitales Unterhaltungsprogramm einfach nicht zumuten. Dann die Ferien: Da sollen sich alle einfach nur erholen, ohne Diskussionen über den klugen Umgang mit Smartphone & Co. Ausreden keine festen Regeln für die Mediennutzung aufzustellen, finden sich ganz offensichtlich immer.

Medienerziehung ist Neuland

Denn Medienerziehung ist für uns Eltern immer noch Neuland. Erfahrungswerte gibt es kaum. Die meisten Eltern sind eigentlich latent verunsichert. Hinzu kommt, dass niemand gerne preisgibt, wie lange sein Nachwuchs Tag für Tag vor dem Bildschirm hockt. Da könnte man ja als schlechte Mutter/Vater dastehen.

Viele sind dennoch von einem schlechten Gewissen geplagt, wenn der Nachwuchs surft oder daddelt. Könnte man mit den Kindern nicht mal wieder ins Museum gehen? Oder ins Theater? Oder in den Wald? Leider bleiben gute Vorsätze im Alltag häufig auf der Strecke. Und an den Wochenenden gibt es dann doch wieder tausend andere Sachen zu tuen. Trotzdem schließe ich mich den Medienexperten an, die sagen dass Kinder besser einen guten Umgang mit Medien lernen als gar keinen.

Wer den Medienkonsum seiner Kinder einschränken will, muss sich wohl oder übel erst mal mit der eigenen digitalen Mediennutzung auseinandersetzen. Das ist unbequem. Wer hat sich schon einmal gefragt, wie oft er am Tag auf sein Smartphone schaut? Viele von uns machen das automatisch, ohne es zu merken. Ein Leichtes ist es, auf den Nachwuchs zu schimpfen, der ständig online ist. Aber es sind die Eltern, welche sich eigentlich an die eigene Nase fassen müssen. Weil sie eigentlich doch lieber ihre Ruhe haben wollen, statt über Internet-freie Zeiten zu streiten.

Übrigens: Nach den Osterferien wurde die Sache mit den Internet-Regeln, jedenfalls bei uns zuhause, ernst. Wir beschränkten den Internetzugang unserer Kinder auf eine Stunde täglich. Erste Reaktionen aus ihrem Freundeskreis – “du tust mir aber leid“ – gab es bereits. Trotzdem sind unsere Streitigkeiten über Bildschirm-Zeiten deutlich weniger geworden. Auch wenn es von Seiten unserer Kinder immer wieder geschickte Versuche gibt, irgendwelche “Ausnahmeregelungen“ durchzusetzen.

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