La Familia

Mehrsprachige Erziehung: Überfordern Eltern ihre Kinder damit?

Meinen 9-jährigen Sohn plagten zwei Wochen vor Weihnachten plötzlich immer stärker werdende Kopfschmerzen. Nach einer eingehenden Untersuchung kam unsere Kinderärztin schnell zu der Diagnose: “Stressbedingte Kopfschmerzen”.

“Kein Wunder“, dachte ich mir – schließlich ließen die Weihnachtsferien in diesem Jahr wieder einmal besonders lange auf sich warten. Experten machen den hohen Leistungsdruck durch Schule und Elternhaus, digitale Reizüberflutung und Mobbing, für den Stress verantwortlich, der unsere Kinder heutzutage quält. Aber welche Rolle spielt eigentlich die Tatsache, dass – wie bei uns zuhause – mehrere Sprachen gesprochen werden? Kann auch mehrsprachige Erziehung unseren Nachwuchs stressen?

Problemfall mehrsprachige Erziehung?

Manche Pädagogen glauben immer noch – ja. Und so ist es mir auch schon passiert, dass Deutschlehrer unter dem Hinweis darauf, dass wir zweisprachig erziehen, plötzlich die Stirn runzelten und mich ab diesem Zeitpunkt gerne mit einem besorgten Unterton ansprachen. Die Sichtweise, dass mehrsprachige Erziehung nichts als Schwierigkeiten mit sich bringt, hat schließlich Tradition.

Noch in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts waren Wissenschaftler fast einheitlich der Ansicht, dass Zweisprachigkeit nicht nur eine große Gefahr für den Spracherwerb sondern überhaupt für die gesamte kindliche Entwicklung sei. Weder die eine noch die andere Sprache würden diese Kinder jemals richtig lernen, glaubte man früher.

Mehrsprachige Erziehung muss kein Stressfaktor sein

Zum Glück denken viele Experten heute anders: “Ein Kind kann zwei oder drei Sprachen lernen, fast genauso gut wie es eine Sprache lernt“, schreibt Vassilia Triarchi-Herrmann von der Ludwig Maximilians-Universität München in ihrem Ratgeber “Mehrsprachige Erziehung“. Ein besonderer Stressfaktor muss mehrsprachige Erziehung also nicht sein. Vielmehr können mehrsprachige Kinder – wie alle anderen Kinder auch – hyperaktiv, hochbegabt oder völlig unauffällig sein.

Die Kopfschmerzen meines Sohnes waren übrigens nicht “stressbedingt“. Ein paar Tage nach unserem Kinderarztbesuch diagnostizierte ein HNO-Arzt bei ihm eine Nasennebenhöhlenentzündung und verschrieb Antibiotika. Eine geruhsame Woche auf dem heimischen Sofa, viel Schlaf und gutes Essen taten das Übrige…

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