Die meisten Eltern planen die Sommerferien durch. Doch selbst ein noch so ausgeklügeltes Bespaßungs-Programm stößt irgendwann an seine Grenzen. Wer kann helfen?
Die Sommerferien sind da. Jetzt brauchen Eltern einen Schlacht-Plan. Nur wer eine genaue Idee davon hat, wie die eigene Familie durch die längsten sechs Wochen des Jahres kommen, wird am Ende überleben. Soviel ist klar.
Denn Kinder gammeln sich heute in der Regel nicht mehr durch die schulfreie Zeit, so wie wir es selbst als 10-Jährige gekannt haben. Sie verbringen ihren Sommer nicht mehr damit, planlos in den Tag hineinzuleben, stundenlang Räuber und Gendarm zu spielen oder von früh bis spät nach einem imaginären Schatz zu suchen. Viele Kinder können heute dieses Gefühl der Zeit, die sich im Sommer manchmal wie ein Haargummi dehnt, nicht mehr genießen. Ihnen ist “laaaaangweilig”.
Kinder, die abhängen – das geht gar nicht
Das hängt wohl auch damit zusammen, dass wir Eltern während der Sommerferien inzwischen nichts mehr dem Zufall überlassen wollen. Kinder, die im Juli zuhause abhängen, lange schlafen und sich treiben lassen – das geht gar nicht mehr. Ferien sind heute bereits ein halbes Jahr vorher durchgetaktet mit Aktivitäten. Und gerade Mütter beginnen so früh wie möglich, alles genau durchzuplanen. Sie überreden ihre chronisch heimwehkranke Zwölfjährige zum Zeltlager, preisen bei dem sportbegeisterten Zehnjährigen den Fotoworkshop an. Dabei wollen wir vor allem eine Frage unter allen Umständen vermeiden: “Was unternehmen wir denn heute?“ liegt für viele Eltern ganz oben auf ihrer persönlichen Hitliste des Grauens.
Zwar ist uns in der Theorie natürlich allen hinreichend bekannt, dass Langeweile zu den wichtigsten Triebfedern in der kindlichen Entwicklung gehört. Diese weise Erkenntnis hält viele jedoch keineswegs davon ab, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, damit es den lieben Kleinen während der Sommerferien auf keinen Fall langweilig wird: Wir drängeln uns in überfüllte Freibäder, organisieren spontane Picknicks im Park, laden die halbe Klasse zu Wasserballonschlachten ein oder machen es uns während der Mittagshitze mit dem Nachwuchs, einer Schüssel Popcorn und einem Harry-Potter Film auf dem Sofa bequem.
Nicht ohne die Oma
Doch Eltern sind nun mal keine Entertainer, haben Chefs und müssen in der Regel auch irgendwann wieder arbeiten gehen. Da stößt selbst ein noch so ausgeklügeltes Bespaßungs-Programm garantiert an seine Grenzen. Und wir müssen uns eingestehen, dass unser Familienschiff langsam ins Wanken gerät. Wir brauchen Hilfe. Und weil Kinderbetreuung und Haushalt in Deutschland zum großen Teil immer noch an den Frauen hängen bleibt, suchen gerade Mütter und manchmal auch Väter jetzt nach Alternativen. Der Staat liefert keine. Und somit landen berufstätige Eltern nicht selten wieder bei ihren eigenen Eltern. Natürlich haben auch Omas und Opas ihr eigene Ferienpläne, genießen den wohlverdienten Ruhestand und verspüren nicht unbedingt große Lust ihren Sommer, mit Kinderbetreuung zu verbringen.
Einfach mal den Leerlauf genießen
Trotzdem bevölkern während der Sommermonate auffällig viele Omas und Opas die Spielplätze, schieben bunte Bugaboos durch die Mittagssonne oder holen mit Koffern bepackte Knirpse von Bahnhöfen oder Flughäfen ab. Und wenn unser Nachwuchs dann bei den Großeltern ist, geschieht das Unglaubliche. Wir können endlich einmal einen Gang zurückschalten. Die Langeweile genießen: Auf dem Balkon sitzen, Kaffee trinken, die Fußnägel lackieren, in Ruhe Zeitung lesen. Und was das Schönste ist: Auch unsere Kinder lieben die animationsfreie Zeit bei Oma und Opa. Sie konzentrieren sich aufs Nichtstun und machen einfach mal gar nichts. Das ist schwerer als man denkt.
Dieser Blog geht in eine kreative Sommerpause und meldet sich im August zurück. Schöne Ferien!